Krankheit und Esoterik

In meinen Gesprächen mit Menschen, die sich als "spirituell Suchende" bezeichnen und dabei an esoterischen Lehren interessiert sind, wird oft erst ganz spät zugegeben: "Ich habe eine chronische Krankheit".

Recht oft ist das meiner Erfahrung nach Depression, manchmal auch ein sexuelles Problem.


Ich glaube durchaus, dass hier z.B. fernöstliche Lehren, die zu mehr Achtsamkeit ermutigen oder Meditation empfehlen, Abhilfe schaffen können. Meines Wissens gibt es sogar Untersuchungen, dass regelmäßige Meditation Depressionen mildern können.

Was ich schade finde ist, dass hier der Erfahrungsaustausch verunmöglicht wird, der weitere Lösungswege aufzeigen könnte. In einem Buch über Depression habe ich gelesen, dass die gängige Therapie auf drei Säulen steht: Antidepressiva, Psychotherapie, und Selbsthilfegruppen.

Es wäre schade, wenn diese - nach Studien in den meisten Fällen helfenden - Therapien nicht zum Zug kommen, weil jemand zu stolz ist, den Satz "Ich leide unter Depressionen" zuzugeben. Speziell, wenn das den Weg in eine Selbsthilfegruppe verunmöglicht.

Selbiges gilt für Sexualstörungen - auch dafür gibt es Beratungsstellen.

Das Thema Krankheit und Esoterik könnte also in Verbindung stehen mit mangelndem Vertrauen (siehe Esoterik und Freundschaften) und mangelndem Selbstbewusstsein.

Ein Satz zum Schluss: Krankheiten gehören - wie Schicksalsschläge - zum menschlichen Leben. Sie sind nicht vorhersehbar (außer man hat wirklich ungesund oder riskant gelebt) und auch nicht erklärbar. Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie war der Ansicht, dass auch das Ertragen einer Krankheit ein Lebenssinn sein kann - dadurch kann man auch zum Vorbild für Menschen in einer ähnlichen Leidenssituation werden.

2 Kommentare:

  1. Gefährlich wird es auch, wenn Esoteriker kranken Menschen empfehlen, die Schuldmedizin oder die seriöse Psychotherapie zu ignorieren und sich stattdessen Globuli, Handauflegen, Geistheilung und ähnlichem zuzuwenden. Mir sind Fälle bekannt, wo schwer herzkranken Menschen geraten wurde, alle seine Medikamente abzusetzen und stattdessen 5 Zuckerkügelchen, genannt Globuli, täglich zu lutschen, das würde helfen. Und das Perfide: Wenn das dann nicht hilft, war der Wille des Kranken halt nicht stark genug. Der Patient trägt also letztendlich die Schuld an seiner Krankheit bzw. Nicht-Gesundung.

    Schönen Gruss und Danke für diesen Blog.

    Peter

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  2. Schade, dass die Kommentare, die man hier schreibt (und die einen ja auch Zeit und Nachdenken kosten) nie veröffentlicht werden. Vielleicht sollte man die Funktion "Kommentar" entfernen oder deaktivieren, denn es frustriert, sich die Mühe einer Kommentierung zu machen und dann geschieht nichts.

    Alles Gute

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